Beispiel: Ich lerne nur gebundene Partner kennen! - Der Partner in der Ferne!

Sabine schrieb: "Ich lerne immer wieder gebundene Männer kennen. Seit sieben Jahren bin ich in einer Beziehung zu einem verheirateten Mann. Wir waren beide sehr glücklich. Seit kurzem hat er eine neue Freundin, er kann sich nicht entscheiden. Derzeit lebt er von seiner Frau getrennt und pendelt zwischen der Neuen und mir hin und her. Ich verstehe nicht, weshalb er für die neue Geliebte den Entschluss fassen konnte auszuziehen, denn immerhin habe ich seit Jahren darauf gewartet. Kommt er wieder zu mir zurück? Ich hoffe, ich täusche mich nicht, denn ich könnte es nicht ertragen, dass nun die Andere das Glück hat, das mir zusteht.

Liebe Sabine! Ich fürchte, dass Sie sich täuschen. Sie befinden sich schon lange in einem Lebensmuster, welches Sie in Dreieckskonstellationen oder in Rivalität um einen Mann führt. An Ihrer Stelle würde es mich interessieren, weshalb Sie diese Beziehungskonstellation anziehen. Die Partnerwahl spiegelt uns unsere Erfahrungen mit den Eltern: Wer sich in einer Dreieckskonstellation befindet, ist oft in der ödipalen Phase hängengelieben. Die erste Dreieckskonstellation erlebt das Kind mit seinen Eltern. In der ödipalen Phase (ca. 4. bis 6. Lebensjahr) rivalisiert sich die Tochter mit der Mutter um den Vater. In dieser Zeit verliebt sich das Kind in den gegengeschlechtlichen Elternteil. Es ist die Zeit, in der das Kind den Vater oder die Mutter heiraten will. Im Normalfall endet diese Phase im 6. oder 7. Lebensjahr. Beobachtungen bei den Familienaufstellungen zeigten, dass diese Ablösung häufig nicht gelingt.
In diesem Fall ist die Erfahrung der "Niederlage", z.B. der Kampf gegen die Mutter und der Verzicht auf den Vater prägend für das weitere Leben. Der kindliche, noch nicht abgelöste Teil in uns will den Kampf gewinnen und führt diesen mit anderen Personen weiter. So kommt es zur erneuten Anziehung von gebundenen Partnern, bzw. Dreieckskonstellationen. Es ist deshalb nicht selten, dass Personen, die sich aus dieser Phase nicht befreien konnten, freie oder nahe Partner nicht begehrenswert finden.
Dazu ein Beispiel aus meiner Praxis: Eine Klientin meinte, die ödipale Phase habe sie nicht erlebt, da sie ihren Vater nicht gekannt hat. Die Klientin fühlte sich von Partnern angezogen, die in der Ferne lebten, also nicht erreichbar waren. Diese Fernbeziehungen spiegelten ihr die Distanz, die sie zum Vater hatte, denn auch ihr Vater war - so wie ihre Partner - nicht anwesend. Auch die Erfahrung des Verzichtes ist prägend. Ihr Kampf um den Partner hält Sie fest. Liebe kann nicht erkämpft werden. Das kostet Sie viel Energie. Sie können dadurch Ihr Leben in der Gegenwart mit allen neuen Möglichkeiten nicht erfahren. Auch Ihr "Partner" erlebt viele unbewältigte Themen. Meistens spiegeln sich Paare ungelöste Lebenssituationen - Ihr Partner könnte ein Spiegel für Ihr Leben sein.

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